veröffentlicht am: 28.11.2022
Der Transport hat problemlos funktioniert, das Bild “Agave”, 2016, 260 x 190 cm, Acryl auf Leinwand, hat ein neues Zuhause in Barcelona gefunden.
Wie transportiert man kostengünstig ein großformatiges Bild nach Barcelona?
Man rollt das Bild auf der kurzen Seite auf und steckt es dann in ein Kunststoffrohr aus dem Baumarkt. Wenn das Ganze unter 23 kilo bleibt, kann man die Röhre wie einen Koffer am Sperrgepäck-Schalter aufgeben (zumindest bei Eurowings). Angesichts der Optik der Röhre hatte ich etwas Sorge, wegen Terrorverdachts festgenommen zu werden, aber bis auf eine Frage am Schalter bezüglich des Inhalts und einiger besorgter/irritierter/belustigter Blicke anderer Passagiere passierte nichts Besonderes.
veröffentlicht am: 17.11.2022
Momentan teste ich ein neues Setup beim Malen. Links neben dem Bild habe ich eine Palette an der Wand angebracht, so dass ich Mischungen in nächster Nähe machen und sie besser beurteilen kann. (Und es geht auch so viel schneller voran, ein noch besserer Arbeitsfluss wird möglich.) Der LED-Strahler hat einen guten Farbwiedergabewert von über RA 80, so dass ich mir wenig Sorgen über “falsche Farben”* machen muss. Gerade jetzt, wo es sehr schwer wird, bei gutem Tageslicht zu arbeiten, leisten die Strahler eine hervorragende Unterstützung, auch wenn das Licht wenig gestreut wird und die krassen Leuchten schräg hinter mir noch etwas irritieren. Kann man sicher noch verbessern, aber arbeiten geht so schon einmal gut. Bei der ersten Session hatte ich den Eindruck, dass ich aufgrund der schieren Helligkeit die Tendenz hatte, eher etwas dunkel zu malen. Genauso wie mir aufgefallen ist, dass man bei nicht ausreichender Beleuchtung schnell den Hang entwickelt, etwas “zu hell” zu arbeiten. Mal weiter drauf achten…
* Gemeint sind natürlich Farben, die nachher ganz anders und “falsch” wirken, wenn sich die Beleuchtung ändert.
veröffentlicht am: 26.10.2022
Was sonst noch geschah: In den letzen Wochen habe ich regelmäßig abends zu Netflix und Kaltgetränk den Mörser geschwungen und die von La Palma mitgebrachte Vulkanasche weiter gemahlen. Das Ergebnis ist trotz Bier eher ernüchternd, denn das Pulver blieb die ganze Zeit, trotz der vielen Arbeit, eher ein feiner Sand und wollte partout nicht pigmentfein werden. So blieb mir nichts anderes übrig, als erneut das Pulver zu waschen. Das Prinzip ist einfach: Das Pulver in einem Gefäß in Wasser verrühren (Foto unten, links die Kaffeekanne im Anschnitt), dann zwei Minuten warten bis sich die groben Teile gesetzt haben, dann abschütten in die erste Schüssel, dann wieder 3 Minuten warten, in die zweite Schüssel abschütten, wieder 3 Minuten warten und in die finale Schüssel abgießen. Man kann sich sicher vorstellen, wie erbärmlich gering die Ausbeute sein wird. Bei der finalen Schüssel ein paar Stunden warten und dann das klare Wasser abschütten, den Rest in eine flache Form geben (Foto ganz unten) und über Nacht auf die Heizung stellen. Heute werde ich versuchen, mit diesem Pigment zu arbeiten. Was ich malen werde mit der Farbe? Naja, nach langem Überlegen kam ich dann doch immer wieder zum gleichen Schluss: Natürlich von Vulkanasche bedeckte Landschaften, wie ich sie auf La Palma gesehen habe.
Update, drei Tage später: Die Prozedur des Waschens hat es gebracht. Nun kann man wirklich von einem feinen Pigment sprechen, das nicht mehr knirscht unter dem Spachtel. Auch der Farbton hat sich durch die Verkleinerung noch einmal etwas in Richtung Braun geändert. Die gebliebene Menge ist allerdings sehr gering und wird höchstens für drei, vier dünn gemalte Kleinformate reichen.
veröffentlicht am: 01.05.2022
Serpentinenstraße im Nebel (1)
2022
44 x 60 cm
Ölfarbe auf Leinwand
Start einer neuen Serie: Serpentinenstraßen, die in den Nebel führen. Gesehen habe ich das so im Februar auf der kanarischen Insel La Palma. Ein mulmiges Gefühl, wenn man weiß, dass es rechts oder links von der Straße ein paar hundert Meter runter geht und die Straße selbst im dichten Nebel verschwindet.
veröffentlicht am: 25.02.2022
Die von La Palma mitgebrachte Vulkanasche in einem ersten Test. Zusammen mit Titanweiss ergibt sich ein schönes, leicht bläuliches Grau. Pur aufgestrichen wirkt die Farbe fast schwarz. Noch knirscht das Pigment etwas arg unter dem Spachtel, es muss also im Mörser noch weiter verfeinert werden. Und dann wird sich irgendwann die Frage stellen, bei welchem Bild ich diese so arbeitsintensive, selbstproduzierte Farbe einsetze.
veröffentlicht am: 19.02.2022
Ciao, La Palma, hasta la pròxima
veröffentlicht am: 16.08.2021
Vergangenes Wochenende kam mein Neffe Philip aus Wien zu Besuch.
Zusammen sind wir zu meinem mexikanischen Tennisfreund Hugo gegangen,
der in der Nähe eine Bar betreibt. Hugo fragte: Wollt ihr mal was
typisch mexikanisches probieren, was die meisten aber nicht kennen?
Klar wollten wir das, und dann kam dies hier:
Am Rand des Glases befand sich eine Art extra scharfer Grillgewürzmischung die
bei Berührung mit der Zunge auf Anhieb alle Geschmacksnerven beeinträchtigte. Die Flüssigkeit unten im Glas scheint ebenfalls gesättigt mit dem Gewürz zu sein. Dann muss man die Flasche vorsichtig anheben und den Inhalt langsam in das große Glas gluckern lassen. Normalerweise, versicherte Hugo, kommen in das Glas noch gekochte Garnelen und Tintenfisch. Ich war froh, dass diese Zutaten fehlten, musste aber doch bei halb leerem Glas aufgeben. Der Schweiß lief mir buchstäblich das Gesicht herunter. Die Tacos wiederum waren großartig. Die Tage also auf jeden Fall nochmal vorbei und mit einem normalen Bier wird das sicher eine Runde Sache.
Was sonst noch geschah:
Ein weiterer Frankfurt Fund, versteckt und doch ganz in der Nähe von meinem Atelier. Dieses Mal, dank meines unerschrockenen Neffen, machen wir den Test und setzen uns an einen der leeren Tische vor dem Lokal. Die Kellnerin kann nicht erklären, was dieses Wort Frankfurt bedeuten soll und auch nicht, für welches Gericht es steht. Zum Spass insistieren wir für einen Moment, dass wir einen Frankfurt essen wollen, was die Frau hilflos dreinblicken lässt. Sie sagt, Frankfurt steht für “Eine Art von Essen” (für Schrott-Food, würde ich sagen). Aber dann kommen wir der Lösung näher: Frankfurts ist einfach ein Hotdog. Philip möchte einen Frankfurts Hotdog bestellen und nun geschieht etwas, dass ich in all meinen Restaurantbesuchen in meinem Leben bisher noch nicht erlebt habe: Die Frau rät vehement von der Bestellung eines Hotdog clasico ab. Aber Philip bleibt stur und eine Viertelstunde kommt dann das erbärmliche Würstchen, mit Mayo und Ketchup zwischen zwei Pappbrötchen geklemmt. Das Publikum der Bar kann man getrost als zwielicht bezeichnen, vermutlich kommt es so gut wie nicht vor, dass sich hierhin Touristen verirren. Um so überraschender dann die letzte Wendung, als Philip in die Bar geht, um zu bezahlen (eigentlich hätte er Geld bekommen müssen für den Verzehr des Frankfurts). Die Kellnerin fragt Philip, ob er mal einen Blick in den Keller werfen möchte, denn da ginge die Bar weiter. So etwas macht natürlich neugierig, und die Überraschung ist groß über diesen großen Raum da unten, in dem sich einige sehr spärlich gekleidete Damen mit äußerst drallen Körpern räkeln und meinen blonden Neffen begeistert begrüßen, skeptisch beobachtet von zwei Typen, die irgendwie an den Rapper Snoop Doggy Dog erinnern. “Ich glaube, wir sollten uns jetzt schleunigst vom Acker machen”, sagt Philip, als er wieder zu mir zum Tisch kommt. Auf dem Rückweg beginne ich zu rätseln: Ist dieses Wort “Frankfurt” an den Bars in Barcelona vielleicht einfach nur ein Code? Eine Art geheimes Erkennungszeichen für einen illegalen Nachtclub im Keller der jeweiligen Bar? Was geschieht wirklich hinter den harmlosen Fassaden der Frankfurts Bars?
veröffentlicht am: 13.08.2021
Von Madrid “nach Hause” zu fahren fühlt sich an, als wäre ich einem glühendem Inferno entkommen. Im Zug musste ich öfter an den einzigen Tipp denken, den mir eine Künstlerkollegin in Barcelona gab, als ich nach Madrid fragte: “Mein Tipp ist, nicht nach Madrid zu fahren”. In Barcelona hat es zwar ebenfalls 33 Grad, aber in Madrid kommen momentan eben noch einmal zehn Grad oben drauf. Da macht man gar nichts mehr. Früher habe ich solche Temperaturen gemocht: Einfach auf einer Bank sitzen, den Kreislauf auf null herunterfahren und ein gutes Buch lesen, weil man ja sonst eh nichts machen kann. Heute wird mir schlecht und schwindlig, ein paar Mal dachte ich, ich kippe gleich um. Um 16 Uhr durch die Stadt zu spazieren bedeutet, sich von Kiosk zu Kiosk zu hangeln, um die nächste Einliterflasche Wasser auf Ex herunter zu kippen.) Wenn in den nächsten Jahren auf solche Hitzewellen noch 3-4 Grad drauf kommen, dann Gute Nacht. Aber es hat sich trotzdem gelohnt, denn ich habe einen Haufen weltberühmter Superkunst gesehen.
veröffentlicht am: 11.08.2021
Etwa sechs Stunden habe ich heute im Prado verbracht.
Nicht, weil draußen 42 Grad im Schatten warteten (vielleicht auch ein bisschen), sondern
weil hier ein weltberühmtes Bild neben dem anderen hängt.
(Als ich die Idee hatte, das zu fotografieren und umdrehte, waren
es auf einmal nur noch 41 Grad. Anzeige ist raus.)
Und dann gab es ja auch noch meinen ersten Besuch des Prados, von dem ich schreiben wollte, vor ziemlich genau dreißig Jahren, 1991. Es war ähnlich heiß wie heute, das weiss ich noch genau, als meine Freundin und ich mit dem überlangen Sprinter in die Stadt einfuhren. Wir waren auf dem Weg nach Tarifa, ganz im Süden von Spanien, zum windsurfen. Tarifa war damals das Mekka der Windsurfer. Wir waren damals so jung, knapp nach dem Abitur, gerade erst den Führerschein erhalten und ich muss heute sagen, Hut ab liebe Eltern, dass ihr uns überhaupt den großen Firmenwagen (ein grauer langer Ford Sprinter) anvertraut habt und uns habt losfahren lassen zu diesem insgesamt über 5200 Kilometer langen Abenteuer. Denn auf unserer Stirn stand geschrieben, “wir sind greenhorns, bitte raubt uns aus”, etc. Ich wollte unbedingt über Madrid fahren und in den Prado. Dann in der Nähe des Museums stellte sich heraus, dass es keine Chance gab, den Sprinter zu parken. Schließlich einigten sich Bettina und ich uns darauf, dass sie in einer Seitenstrasse in der zweiten Reihe parken und im Auto bleiben würde, während ich durch das Museum hechtete. So eilte ich also zügig durch die Weltklasse Ausstellung und wankte dabei zwischen Begeisterung und schlechtem Gewissen wegen Bettina. In einer knappen Stunde war ich durch, was natürlich lächerlich ist angesichts des Umfangs der Sammlung. Als ich wieder aus dem Gebäude heraus trat und zurück zu der Seitenstraße ging, war, man ahnt es schon, weit und breit keine Bettina zu sehen. Ich wartete eine eine bange halbe Stunde, zwischen Panik und ersten Überlegungen, was als Nächstes zu tun sei. Dann bog endlich der graue Sprinter auf die Straße ein und eine völlig entnervte Freundin, am Rande des Nervenzusammenbruchs, stellte den Wagen neben mir ab. Denn kaum hatte ich das Museum betreten, war die Polizei aufgetaucht und hatte ihr klargemacht, dass sie da nicht stehen bleiben konnte. Und so versuchte Bettina, mit vor kurzem erhaltener PKW Fahrerlaubnis und überfordert mit dem Sprinter, im Stadtverkehr Madrids ein bisschen um den Block zu fahren. Navi und Handy gab es damals noch nicht. Und dementsprechend fertig war die Arme, als sie endlich wieder die richtige Straße gefunden hatte. Zur Strafe bin ich dann die ganzen restlichen 1000 Kilometer bis Tarifa alleine gefahren, und im meinem Kopf hatte ich nichts als verwischte Bilder vom Prado.
Die mir damals fehlende Zeit habe ich heute ganz gut nachgeholt. Dreißig Jahre später, wer weiß, vielleicht sogar auf den Tag genau. Es ist ein seltsames Gefühl, wieder vor den Bildern zu stehen, an denen ich vor so langer Zeit, mit einundzwanzig Jahren vorbei gelaufen bin. Gerne hätte ich mich heute, in einer Art Zeitverschiebung, noch einmal gesehen, wie ich damals durch den Raum ging. Die Las Meninas hängen wie damals im gleichen Saal, an der gleichen Wand, als wäre die Zeit stehen geblieben seit damals.